The "Krampus" is coming for you

Heute möchte ich Euch eine Besonderheit vorstellen, die es zur Weihnachtszeit in Reutte zu bewundern gibt - die Weihnachtskrippe in der St. Anna-Kirche.
Vermutlich geht die Darstellung des Weihnachtsgeschehens in Form einer Krippe auf die Basilika Santa Maria Maggiore in Rom zurück. Hier werden Holzfragmente aufbewahrt, die der Überlieferung nach von der Krippe Jesu stammen. Zur Bekanntheit der Krippendarstellung hat auch die Weihnachtsfeier des Hl. Franziskus im Wald von Greccio im Jahr 1223 beigetragen. Hier stand eine Krippe mit lebenden Figuren im Mittelpunkt.
Seit wann es im Reuttener Franziskanerkloster St. Anna eine Weihnachtskrippe gab lässt sich nicht genau sagen. Nach dem großen Brand von 1703 wurden in der Klosterchronik die bisherigen kirchlichen Bräuche festgehalten, zu denen auch das Aufstellen einer Weihnachtskrippe gehörte. Die Franziskanermönche bekamen nach diesem Brand eine Krippe mit bekleideten Figuren. Trotz des Verbotes von Kaiser Joseph II im Jahre 1783 – das Aufstellen von Kirchenkrippen wurde hier strikt untersagt – durften die wichtigsten Figuren gezeigt werden. Es gilt als sicher, dass diese Krippe beim Brand von 1846 erneut zerstört wurde.
Die heutige Krippe stammt aus dem Franziskanerkloster Hall in Tirol vom Innsbrucker Kunstmaler Franz Hueber – unklar ist, ob es sich beim Maler um den Vater oder den gleichnamigen Sohn handelt. 1847 wurden aus Hall die Figuren angeliefert, welche schon 1738 beauftragt waren und aufgrund ihres Alters restauriert werden mussten. Der Hintergrund zur Krippe wurde vermutlich vom Höfener Maler Josef Anton Köpfle gemalt. Auf den folgenden Schwarz-Weiß-Aufnahmen seht Ihr, wie die Weihnachtskrippe früher am Hochaltar der damals noch mit Malereien geschmückten St. Anna-Kirche aufgestellt war.
Die Krippe wurde ab dem Beginn der Kirchenrenovierung im Jahr 1964 nicht mehr aufgestellt und verblieb auf dem Dachboden des Franziskanerklosters, wo sie allmählich in Vergessenheit geriet. 27 Jahre später konnte die Krippe dann – wunderbar restauriert – zu Weihnachten 1991 erstmals wieder aufgestellt werden.
Vom Heiligen Abend, dem 24. Dezember bis zum 5. Jänner sind Maria, Josef und das Jesuskind in der Krippe, Engel, Hirten und Schafe zu sehen. Über der Weihnachtszene im Stall von Bethlehem schwebt Gottvater mit dem Heiligen Geist. Engel halten ein Spruchband mit "Gloria in excelsis deo" = Ehre sei Gott in der Höhe.
Am Dreikönigstag, dem 6. Jänner, werden die Hirten durch die Figuren der „Heiligen Drei Könige“ ersetzt. Auch die Figur der Madonna, die das Jesuskind in die Krippe legt, wird durch eine sitzende Madonna mit dem Kind auf ihrem Schoß ausgetauscht. Zwei Sonntage später kam dann ein vierter König dazu, der umgangssprachlich als der „vierte Heilige Drei König“ bezeichnet wird. Zu Grunde liegt hier die Legende, dass dieser vierte König auf dem Weg zum Jesuskind so viele barmherzige Werke tat, dass er später als die anderen drei Könige dort eintraf. Dieser Brauch des vierten Heiligen Königs dürfte einzigartig in Tirol sein.
Heute werden alle vier Könige bereits am 6. Jänner gemeinsam aufgestellt.
Ich bedanke mich beim Reuttener Historiker Dr. Richard Lipp herzlich für seine Unterstützung bei diesem Beitrag.
Das Team der Naturparkregion Reutte wünscht Euch und Euren Lieben einen guten Start ins neue Jahr 2025!